Unsere Geschichte

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Schweizer Aquakultur im Wandel der Zeit

Erste Brutanlagen

Mit der Einführung der Forellenzucht in der Schweiz, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Schweizer Aquakulturbetriebe. Die erste grössere Brutanstalt wurde im Jahr 1854 in Meilen/ZH gegründet. Weitere folgten bald darauf in anderen Regionen der Schweiz. Im Jahr 1880 gab es bereits deren 25.

Hungersnot als Wachstumsvektor

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Hungersnöte und Raubbau den Schweizer Wildfischbeständen arg zugesetzt; so erkannte man schon Anfang der 1870er-Jahre die Notwendigkeit einer geregelten Gewässerbewirtschaftung. Hierzu fehlten aber bis anhin die gesetzlichen Grundlagen. Daher wurde 1875 das erste eidgenössische Fischereigesetz erlassen. Im Rahmen dieses Gesetzes erfolgte auch die Einführung der staatlichen Förderung der Besatzfischzucht: der Laichfischfang, zur Gewinnung von Eiern und Samen, wurde während der Schonfrist erlaubt, und Betreiber von Brutanstalten erhielten Bundesbeiträge für den Gewässerbesatz mit Brütlingen. Gefördert wurden zu Beginn vor allem Forellen, Lachse und Seesaiblinge, später auch Hechte, Äschen und Felchen.

Ein gemeinsamer Verband mit den Fischern

Für die neu aufkommenden Fischzüchter war die Zusammenarbeit mit den Fischern naheliegend. Sie unterstützten die Gründung von Fischereivereinen und verkauften den Fischern das Besatzmaterial. Zur Festigung dieser Zusammenarbeit gründeten Fischzüchter, Berufs- und Sportfischer schliesslich im Jahr 1883 den Schweizerischen Fischerei-Verband.

Versuche und Entwicklung von Fütterungsmethoden

Bis Ende des 19. Jahrhunderts konnten Jungfische nur so lange in der Brutanstalt behalten werden, bis ihr Nahrungsvorrat im Dottersack aufgebraucht war. Um die Überlebensfähigkeit der Jungfische zu steigern, und somit deren Wert zu mehren, wurden Anfang des 20. Jahrhunderts erste Versuche unternommen, die Fische für mehrere Monate oder sogar bis zum nächsten Jahr in der Fischzuchtanlage aufzuziehen. Dabei wurde das natürliche Futter durch einen Brei aus Fisch- und Fleischabfällen ersetzt. Mit diesem sogenannten Nassfutter konnten zwar insbesondere bei Forellen erste Erfolge erzielt werden, die Art der Fütterung führte aber oft auch zu einer starken Wasserverschmutzung, welche wiederum den Ausbruch von Krankheiten begünstigte. Den eigentlichen Durchbruch brachte daher erst die Einführung des Trockenfutters.

1915, Fischer und Viehzüchter entzweien sich

Interessenskonflikte zwischen den Fischern und Fischzüchtern führten im Jahr 1915 zum Austritt der Fischzüchter aus dem schweizerischen Fischereiverband. Sie gründeten daraufhin ihren eigenen Verband, den Verband Schweizer Fischzüchter, mit Sitz in Liestal/BL. Die Zusammenarbeit zwischen Fischern und Fischzüchtern wurde jedoch weitergeführt, einerseits durch gegenseitige Mitgliedschaften in den jeweiligen Verbänden, anderseits durch die Bildung gemeinsamer Gremien. Die Fischzüchter unterstützten die Fischereivereine auch weiterhin, indem sie ihnen Eier und Brütlinge lieferten, aber auch Know-how und Equipment vermittelten.

Diese Kooperation blieb bis ca. Anfang der 1970er-Jahre bestehen. Bis zu dieser Zeit erfolgte der Gewässerbesatz fast ausschliesslich durch Sport- und Berufsfischer. 1976 trat jedoch ein neues Fischereigesetz in Kraft. Basierend darauf ging nun die Verantwortung für den Gewässerbesatz an die Kantone über. In der Folge entstanden neue kantonale Fischzuchtanlagen und die kommerziellen Fischzüchter wurden mehr und mehr von der Besatzfischzucht ausgeschlossen. Somit mussten sich diese notgedrungen umorientieren und sich vermehrt von der Satzfisch- auf die Speisefischproduktion bzw. die Ausmast verlagern.

Bis zur Jahrtausendwende hin wurden in der Schweiz von den kommerziellen Fischzüchtern fast ausschliesslich Salmoniden (überwiegend Regenbogenforellen) gezüchtet, meist in klassischen Durchflussanlagen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends entstanden jedoch die ersten grösseren Kreislaufanlagen in der Schweiz. Diese neue Technik erlaubte nun auch die Zucht von Warmwasser- und Meerestieren und somit die Einführung neuer Arten in die Schweizer Aquakultur. Mittlerweile werden in der Schweiz auch Störe, Egli, Zander, atlantische Lachse und sogar Shrimps gezüchtet.

Dieser Wandel in der Schweizer Aquakulturproduktion führte dazu, dass sich auch der Verband Schweizer Fischzüchter umorientieren musste: im Jahr 2021 erfolgte dessen Umbenennung in Schweizer Aquakultur Verband. Ziel dieser Namensänderung war es, den Verband einem grösseren Publikum zu öffnen. So möchte der Verband nebst den Fischzüchtern nicht nur Produzenten von Krebstieren oder Algen ansprechen, sondern auch weitere Akteure der Aquakulturindustrie, wie z.B. die Fischtierärzte und Forschungseinrichtungen, welche sich mit der Aquakultur befassen. Durch diese breitere Ausrichtung erhofft sich der Verband eine bessere Vertretung der verschiedenen Interessen in der aufstrebenden Schweizer Aquakulturindustrie.

Chronologie

  • 1840 – 1850

    Einführung Forellenzucht in der Schweiz

  • 1854

    Erste grössere Brutanstalt, in Meilen

  • 1862

    Brutanstalt in Genf

  • 1864

    Brutanstalt in Vallorbes

  • 1870er-Jahre

    Regelung der Fischerei den Kantonen vorbehalten, mit Ausnahme von privaten Fischereirechten (Vermächtnisse von Klöstern und Adeligen an ihre ehemaligen Fischbauern); Hungersnöte und Raubbau setzten den Fischbeständen stark zu.

  • 1875

    Erlass des ersten eidgenössischen Fischereigesetzes
    Beginn Förderung der Besatzfischzucht (Brutanstalten erhalten Bundesbeiträge für den Gewässerbesatz)
    Erlauben des Laichfischfangs während der Schonzeit.
    Anfangs vor allem Forellen-, Lachs- und Seesaibling (Rötel)-Zucht (meist mit dem kalifornischen Bruttrog), später auch Äschen (1876) und nach der Erfindung des Zugerglases auch Felchen (1881).

  • 1883

    Fischzüchter suchten Absatzmärkte für ihre Brütlinge.
    -> Zusammen-arbeit mit Fischern war naheliegend.
    Fischzüchter förderten die Gründung von Fischereivereinen; auf Initiative der Fischzüchter wurde Der Schweizerische Fischerei-Verband gegründet.

  • 1888

    Erlass des neuen Fischereigesetzes

  • Ende 19. JH

    Besatz mit Dottersacks-Larven brachte nicht die gewünschten Erfolge
    -> Erste Versuche mit "Nassfutter" gegen Ende des 19. Jahrhunderts: gemahlene Milzen und Lebern) für die frühen Stadien, für grössere Stadien wurde ein Brei aus Fisch- und Fleischabfällen verwendet
    -> gewisse Erfolge bei Forellen. Durchbruch in der Forellenzucht brachte erst die Einführung des Trockenfutters
    -> weniger Wasserverschmutzung und somit weniger Krankheitsproblematik.

  • 1915

    Interessenskonflikte zwischen Fischern und Fischzüchtern führten zur Abspaltung der Fischzüchter vom schweizerischen Fischerei-verband
    -> Der Verband Schweizer Fischzüchter wurde gegründet, mit Sitz in Liestal.
    Die Zusammenarbeit zwischen Fischern und Fischzüchter wurde jedoch weitergeführt, einerseits durch gegenseitige Mitgliedschaften, anderseits durch Einsitz in gemeinsamen Gremien.
    Die Fischzüchter unterstützen die Fischereivereine zudem mit der Lieferung von Eiern und Brütlingen, sowie mit der Vermittlung von Knowhow & Equipment.
    Auf Wunsch der Fischer importierten die Züchter auch ausländische Arten wie Kanadische Seesaiblinge, welche für Stauseen vorgesehen waren.

  • Bis Anf. 70er-Jahre

    Gewässerbewirtschaftung fast ausschliesslich durch Sport- und Berufsfischer; die Fischzüchter produzierten das Besatzmaterial

  • 1976

    Inkrafttreten des neuen Fischereigesetze. Verantwortung für Gewässerbesatz ging an Kantone  Entstehung kantonaler Brut-Anstalten / Fischzuchtanlagen. Allmählicher Ausschluss der Klassischen Fischzüchter von der Besatzfischproduktion.

  • Bis ca. 2000

    Inkrafttreten des neuen Fischereigesetzes  Verantwortung für Gewässerbesatz ging an Kantone.
    -> Entstehung kantonaler Brut-Anstalten / Fischzuchtanlagen.
    -> Allmählicher Ausschluss der Klassischen Fischzüchter von der Besatzfischproduktion.

  • Ab Anf. 2000

    Erste grössere Kreislaufanlagen entstehen in der CH; Möglichkeit, auch Warmwasser-Arten aufzuziehen. Neue Aquakultur-Arten werden in der CH eingeführt (Störe, Egli, Zander, Atlantischer Lachs, Shrimps, Felchen).

  • 2012

    Ernest Guibert übernimmt Präsidentschaft des VSF-ASP von Rolf König.

  • 2019

    David Morard übernimmt Präsidentschaft VSF-APS von Ernest Guibert.

  • 2022

    Umstrukturierung des Verbandes; Umbenennung von VSF-APS in SAV-ASA  Ziel: Öffnung des Verbandes einem grösseren Publikum.